Kuschelwellen

Name:
Dagmar
Jahrgang:
Jahrgang 1967
Lebenssituation:
keine Kinder
Kuschelwellen

„In Stresssituationen kommt das Hitzegefühl – von mir liebevoll als Kuschelwellen bezeichnet.“

Meine erste Regelblutung bekam ich mit 14 Jahren und seitdem begleitete mich jede Periode mit extremen Bauch-, Kopf- und Rückenschmerzen. Zusätzlich war mein Zyklus immer eher unregelmäßig fünf bis sieben Wochen lang. Da ich unter einem Immundefekt leid, bin ich im Prinzip grundsätzlich empfindlicher für Infektionen als ein gesunder Mensch, war aber trotzdem Zeit meines Leben selten krank.

Um meinen 50. Geburtstag herum machten sich bei mir erste Anzeichen der Wechseljahre bemerkbar. In Stresssituationen kommt das Hitzegefühl – von mir liebevoll als Kuschelwellen bezeichnet, weil ich den Begriff Hitzewallung als sehr negativ empfinde. Mir wurde so heiß und ich schwitzte, dass ich mich am liebsten ausziehen wollte. Die Wellen waren recht kurz, zwischen zwei und vier Minuten lang, kamen dafür aber nahezu stündlich. Zusätzlich habe ich auf einmal deutlich schlechter geschlafen und wurde nach etwa zwei Jahren auch nachts von den Kuschelwellen heimgesucht. Damals waren die Symptome extrem und haben mich sehr genervt, mittlerweile kommen die Wellen aber deutlich seltener. An manchen Tagen habe ich gar keine Kuschelwellen mehr, an anderen noch zwei oder drei, aber sie sind bei weitem nicht mehr so intensiv.

In der Hochphase dieser Symptome stellte meine Frauenärztin fest, dass meine Eierstöcke ihre Arbeit deutlich einstellen und auch meine Periode kam zu dem Zeitpunkt nur noch etwa aller sechs bis sieben Monate. Zu der Zeit habe ich kurz über die Einnahme von Hormonen nachgedacht, weil ich auf der Suche nach Lösungen war. Da ich aber grundsätzlich eher ungern Medikamente einnehme und meine Frauenärztin der Meinung war, dass für mich eine Hormontherapie keine optimale Lösung wäre, habe ich keine Hormone genommen und die Symptome weiter ausgehalten. Alternativ habe ich jeden Tag einen Teelöffel geschrotete Leinsamen gegessen und hatte durchaus das Gefühl, dass es eine gewisse Besserung brachte.

„Ich wollte keine Wechseljahre, sondern Wechselwochen.“

Ansonsten bin ich den Wechseljahren mit meinem angeborenen Pragmatismus begegnet. Bei allem, was meine Gesundheit betrifft, gehe ich immer davon aus, dass ich gesund bin und fertig. Ich wollte keine Wechseljahre, sondern Wechselwochen. So ähnlich handhabe ich auch meinen Tinnitus: Ich habe mich nie darauf eingelassen und deshalb interessiert er mich auch nicht besonders.

Da ich von Haus aus immer mal wieder mit depressiven Episoden zu tun haben, blieb ich erwartungsgemäß auch von den typischen Stimmungsschwankungen nicht verschont. Vor allem mein Mann hat mir teilweise leidgetan, wenn ich mal wieder ungewohnt bockig geworden bin. Und ich bemerkte einen unbekannten Trockenzustand der Mundschleimhäute. Vor allem nachts kann das sehr unangenehm werden. Dagegen nehme ich ein Spray, das auch Patienten nach der OP bekommen. Es hilft, die Schleimhäute zu befeuchten und schafft so weit Linderung, dass ich wieder schlafen kann.

Insgesamt bin ich zufriedener geworden. Einzig meine Gewichtszunahme von über 20 Kilogramm bereitet mir ein großes Unbehagen. Teilweise werde ich von einer regelrechten Fresssucht heimgesucht – aber auch das war schon während der Menstruation eine Begleiterscheinung.

„Ich empfinde diesen Zeitraum als klare Trennungsmarkierung.“

Ich rede grundsätzlich nicht gerne über meine Befindlichkeiten. So habe ich mich auch wenig über meine Wechseljahre ausgetauscht und mich vorher bewusst nicht informiert. Ich habe zwar registriert, dass alle immer über Wechseljahre und Hitzewallungen geredet haben, aber in meiner Wahrnehmung immer nur negativ. Diesem Gefühl wollte ich keinen Platz geben.

Wenn die Wechseljahre beginnen, merkt man, dass man älter wird. Der Körper verändert sich, ebenso wie die Haare und die Knochen. Ich empfinde diesen Zeitraum als klare Trennungsmarkierung.

Mein Leben ist immer auf der Suche nach der besten Lösung. Ich bin ein pragmatischer „Geh-das-Problem-an“-Typ. Und so kann ich nur raten, den Prozess der Wechseljahre anzunehmen und die Veränderungen zu akzeptieren. Je mehr man sich wehrt und den Begleiterscheinungen Aufmerksamkeit schenkt, umso schlimmer fühlen sie sich in meiner Erfahrung an. Wie bei allem im Leben spielt auch während der Wechseljahre die mentale Einstellung eine sehr große Rolle. Sollte ich meine Wechseljahre in einem Satz beschreiben, dann wären sie: eine kurze Krise, die mich nicht umhaut.

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