Der feuerspeiende Drache in meinem Nacken …
Name: |
Maria |
Jahrgang: |
Jahrgang 1957 |
Lebenssituation: |
Mutter von 4 Kindern |
„Bis zu meinem 52. Lebensjahr ging es mir eigentlich immer super – dann kamen die Hitzewallungen.“
Ich war schon immer eine Spätentwicklerin – später als andere kam ich in die Pubertät, und so ließen sich auch die Wechseljahre ein wenig Zeit. Bis zu meinem 52. Lebensjahr ging es mir eigentlich immer super. Ich hatte vier gesunde Kinder großgezogen, und sowohl die Schwangerschaften als auch meine Perioden verliefen unkompliziert und ohne Schmerzen. Da ich auch sonst eine bodenständige, unkomplizierte Frau bin und mich bester mentaler Gesundheit erfreute, sah ich den Wechseljahren ohne große Sorgen entgegen.
Das erste Anzeichen der bevorstehen Veränderung in meinem Leben war ein bisher unbekanntes Spannungsgefühl in den Brüsten. Nach einiger Zeit blieb meine Periode aus, was ein unglaublicher Befreiungsschlag für mich war und mir ein ganz neues Lebensgefühl im positiven Sinne bescherte.
Zeitgleich hatte ich aber auch mit extremen Hitzewallungen zu kämpfen. Mir war nicht warm, mir war heiß. Der Schweiß stand mir in Perlen auf den Lippen und am Haaransatz und lief in Strömen meinen Rücken hinunter. Die Attacken fühlten sich an, als würde ein Drache hinter mir stehen und mir seinen heißen Atem über den Körper pusten. Die Hitze begann am Rücken, entwickelte sich wie ein Flash über den Kopf und ergoss sich von da aus über meinen gesamten Körper. Diese Wallungen dauerten immer etwa eine Minute, wiederholten sich aber zehn- bis fünfzehnmal am Tag. Mein Geruch veränderte sich und ich fühlte mich permanent etwas schwitzig. Darunter habe ich extrem gelitten. Vor allem, weil ich zu der Zeit noch als Arzthelferin in der Zahnarztpraxis meines Mannes – und damit nah am Patienten – tätig war.
„Selbst im Winter trug ich nur noch Spaghettitops, weil alles andere nicht zu ertragen war.“
Das Schlimme war, dass mich der Drache auch nachts im Schlaf überfiel. An erholsamen Schlaf war nicht zu denken. Nach jeder Hitzewallung wachte ich schweißgebadet auf und musste warten, bis ich wieder abgekühlt war, um weiterschlafen zu können.
Ich redete mit Freundinnen im selben Alter, tauschte mich aus, aber letztendlich blieb es immer das eigene persönliche Problem. Irgendwie waren sich alle einig, dass man da eben durch muss, es sowieso nicht ändern kann und deshalb auch nicht groß darüber reden muss. In Absprache mit meiner Gynäkologin habe ich alle möglichen homöopathischen Präparate und grauenhafte Säfte und Tees aus der Traditionellen Chinesischen Medizin probiert – immer in der Hoffnung, dass sich dadurch Besserung einstellt. Es hat aber wirklich NICHTS geholfen. Meine Frauenärztin hat mir überzeugt von einer Hormonbehandlung abgeraten und so ergab ich mich eine zeitlang meinem Schicksal, schwitzte, fühlte mich unwohl und hoffte, dass es irgendwann vorbei wäre. Und auch wenn ich glücklicherweise keine Depressionen hatte, merkte ich doch, dass mir das Leben in ständiger Erwartung einer Hitzewallung psychisch zu schaffen machte.
Als mich meine Tochter wieder einmal schweißüberströmt in der Küche am Herd vorfand, fragte sie mich, ob es denn wirklich nichts gäbe, was dagegen helfen würde. Ihr Schwiegervater ist praktischer Arzt und empfahl mir eine Hormontherapie.
Kurzentschlossen wechselte ich den Gynäkologen und bekam nach gründlicher Anamnese, Mammographie, Hormontests und Blutwertbestimmung ein Hormonpflaster in leichter Dosierung und eine Salbe gegen die Scheidentrockenheit verschrieben.
„Nach drei Wochen hatte ich mein Leben zurück: Der Drache war besiegt.“
Auch heute habe ich noch manchmal das Gefühl, dass mir zu warm ist und verwende gegen die anhaltende Scheidentrockenheit eine hormonfreie Vaginalcreme – gerade auch bei alltäglichen Dingen wie Radfahren. Aber ich kann mein Leben wieder leben, habe den Wechsel vollzogen und für mich auch viel Positives daraus mitgenommen.
In der schwierigen Zeit habe ich mir den Alltag mit viel Sport und Bewegung erleichtert. Gerade Bewegung in Kombination mit Musik, wie zum Beispiel Bauchtanz, Step Aerobic oder Zumba halfen mir, meine Weiblichkeit auszuleben. Und ich habe für mich erkannt, dass es nicht das Ende der Welt ist, älter zu werden. Auch wenn das in der heutigen Zeit und der Leistungsgesellschaft etwas schwierig ist. Ich bin der Meinung, man muss nicht immer am Ball bleiben, man muss nicht immer aktiv sein, man darf auch alt oder älter werden.
Die Wechseljahre haben mir einen Schubs gegeben. Ich wollte mich nicht als ausrangierte, alte Schachtel fühlen und habe den Zeitraum der körperlichen Veränderung auch für weitere Veränderungen in meinem Leben genutzt: neue Menschen kennengelernt, neue Hobbies ausprobiert. Alles im Leben ist verzahnt, und wenn sich ein Rädchen dreht, dann müssen alle anderen sich mitdrehen. Das gilt auch für Partner, Kinder und Freunde. Das Leben muss in Bewegung bleiben, damit es sich nicht verhakt.
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