Die Wechseljahre als Zäsur.

Name:
Dagmar
Jahrgang:
Jahrgang 1966
Lebenssituation:
Mutter von 2 Kindern

„Ich war Mutter von zwei kleinen Kindern und fühlte mich eigentlich noch gar nicht so alt.“

Meine beiden Kinder habe ich recht spät bekommen, das erste mit 38 Jahren und das zweite mit 43 Jahren. Nur zwei Jahre später machten sich erste Anzeichen der Wechseljahre bei mir bemerkbar. Zuerst kam meine Menstruation verkürzt im Zweiwochenrhythmus und war deutlich stärker als jemals zuvor, dann kam sie unregelmäßig oder blieb auch mal ganz aus. Meine letzte Periode hatte ich im Alter von 51 Jahren.

Zu Beginn der Wechseljahre suchte ich meine Frauenärztin auf, die mich einerseits mit den Worten „Das ist völlig normal“ beruhigte und nach einem Ultraschallblick auf meine Eierstöcke den sachlich, nüchternen Satz anhängte: „Viel ist da nicht mehr!“ Das hat sich schrecklich angefühlt. Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt gerade mal drei Jahre alt, und für mich war es schwierig zu akzeptieren, dass mir schon jetzt die theoretische Möglichkeit genommen wird, jemals wieder Mutter zu werden. Männer haben es da leichter, die können bis ins hohe Alter Kinder zeugen und Väter werden – ob das sinnvoll oder gut ist, sei dahingestellt. Für mich als Frau hat in diesem Moment eine Lebensphase für immer abgeschlossen und zeitgleich kam das Thema auf den Tisch: Ich bin jetzt eine ältere Frau. Die Signale meiner Umwelt wie eintrudelnde Einladungen zur Mammographie verstärkten diesen Eindruck noch und die Außenwahrnehmung unterschied sich in diesem Moment stark von meiner Eigenwahrnehmung – ich war Mutter von zwei kleinen Kindern und fühlte mich eigentlich noch gar nicht so alt.

Bevor ich in die Wechseljahre kam, habe ich mir nie viele Gedanken darüber gemacht.

Bevor ich selbst in die Wechseljahre kam, habe ich mir nie viele Gedanken darüber gemacht. Ältere Frauen in meinem Umfeld habe ich mit Interesse betrachtet und ich fand es schade, dass die meisten nicht mehr so schöne Haare hatten (ein Zustand, unter dem auch ich jetzt leide), die zunehmenden Kurven oder Bauchansätze hingegen nahm ich wertfrei wahr.

Als ich erste, leichte Hitzewallungen bekam, besuchte ich meine Gynäkologin – große Hilfe bekam ich da allerdings nicht. Ohne genau auf mich einzugehen, oder sogar einen Hormontest zu machen, drückte sie mir ein Rezept für eine Hormontherapie in die Hand und schickte mich nach Hause. Ich holte die Medikamente zwar in der Apotheke ab, aber genommen habe ich sie nie. Meine Symptome waren so schwach und ich verspürte keinen Leidensdruck, weshalb ich lediglich den Beipackzettel las und die Tabletten im Anschluss entsorgte. Ein schöner Nebeneffekt der Wechseljahre war bei mir eine Zunahme der Lust, das Thema Verhütung war mit einem festen Partner vom Tisch und ich kann jetzt viel entspannter Spaß haben.

Mir war nie klar, dass sich der ganze Prozess bis zu zehn Jahre oder noch länger hinziehen kann.

Momentan bin ich wohl hoffentlich in der letzten Phase meiner Wechseljahre angelangt – auch Postmenopause genannt. Mir war tatsächlich nie klar, dass sich dieser ganze Prozess bis zu 10 Jahre oder noch länger hinziehen kann. Wie anfangs beschrieben, stellt er im Leben jeder Frau eine tatsächliche Zäsur dar. Ich habe diesen auferlegten „Schnitt“ genutzt, um auch mein Leben ein wenig umzustellen. Vor etwa einem halben Jahr habe ich mir einige Bücher zum Thema gekauft und besonders „Weisheit der Wechseljahre“ von der amerikanischen Autorin Dr. Christiane Northrup kann ich nur empfehlen. Sie hat einen ganzheitlichen Blick verbunden mit naturkundlichen Tipps, der mich nochmal motiviert hat, mich bewusster mit den Themen Leben und Arbeit, Bewegungsroutinen und gesunde Ernährung zu beschäftigen. Im Grunde genommen hilft das in jeder Lebensphase, aber für mich bedeuten die Wechseljahre: Sorge für dich! Ich habe meine Kinder sehr spät bekommen und ich möchte einfach lange für sie da sein können und meine Enkelkinder noch erleben. Das Leben und auch die Arbeit nimmt keine Rücksicht auf die Wechseljahre, alles wird immer leistungsorientierter und jünger, man fühlt sich ein bisschen in die Ecke gestellt. Und selbst wenn man es etwas langsamer angehen will, passt das oftmals nicht zum wirklichen Leben. Umso mehr ein Grund für mich, auf und in mich zu hören und zu achten.

Meine Empfehlung für alle Frauen, die vielleicht gerade am Anfang der Wechseljahre stehen: Lest und informiert euch, tauscht euch aus und seid auch mutig genug, das Thema selbst anzusprechen. Holt es raus aus der gesellschaftlich stigmatisierten Ecke und macht es salonfähig. Wenn ihr leidet und Hilfe braucht, holt sie euch. Mir hat Humor viel geholfen und die bewusste Entscheidung, den Wechsel als Prozess wahrzunehmen und mich selbst zu begleiten. Neben den schwierigen und problematischen Aspekten gibt es doch auch positive Seiten und die Chance auf Veränderung für den Rest unseres Lebens.

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