Die eigene Mitte finden.
Name: |
Sonja |
Jahrgang: |
Jahrgang 1958 |
Lebenssituation: |
Mutter von 1 erwachsenen Tochter |
„Im Grunde war ich darauf vorbereitet, weil ich ein sehr enges Verhältnis zu meiner Mutter habe, die auch recht früh in den Wechsel ging.“
Meine Wechseljahre haben schon sehr früh begonnen. Mit 42 Jahren als ich noch voll berufstätig und alleinerziehende Mutter eines Teenagers war, ging es langsam los. Im Grunde war ich darauf vorbereitet, weil ich ein sehr enges Verhältnis zu meiner Mutter habe, die auch recht früh in den Wechsel ging.
Die ersten fünf Jahre waren relativ gemäßigt. Meine Periode kam unregelmäßig und gelegentlich suchten mich Schweißausbrüche heim, aber eigentlich ging es mir gut. Ich tauschte mich regelmäßig mit meiner Mutter aus und erkannte viele Parallelen zu meinem Verlauf.
„Als mit 47 Jahren meine Periode komplett ausblieb, habe ich das als großen Befreiungsschlag empfunden und auch meinem Empfinden eine ganze Frau zu sein, hat das keinerlei Abbruch getan.“
Beruflich war ich zu der Zeit sehr stark eingebunden und immer darauf bedacht, meine Leistungsfähigkeit zu erhalten und mich dem mittlerweile stärker werdenden körperlichen Unwohlsein nicht hinzugeben. Mit Ende 40 sind die Wechselbeschwerden jedoch so heftig geworden, dass ich mich gefühlt habe wie in der Schwangerschaft. Mir war vorher nicht bewusst, dass die Beschwerden auch nach dem Ausbleiben der Regel noch stärker werden können.
Von Erbrechen über extreme Hitzeschübe bis hin zu Körperschmerzen war alles dabei – und damit auch der Punkt erreicht, an dem mein Frauenarzt sagte, dass ich jetzt Hormone nehmen müsste, wenn ich meine Leistungsfähigkeit weiter erhalten wolle. Ich stand einer Hormontherapie völlig unkritisch gegenüber. Meine volle körperliche Einsatzfähigkeit hatte für mich höchste Priorität – und dank der Hormone beruhigten sich meine wechselbedingten Beschwerden recht schnell und ich konnte mein „normales“ Leben weiterführen. Vor allem die Hitzewallungen und die Übelkeit, die mich am meisten belastet hatten, verschwanden innerhalb von wenigen Wochen. Nach ein paar Jahren reduzierte ich in Absprache mit meinem Frauenarzt die Einnahme der Hormone immer weiter, bis ich sie nach 13 Jahren komplett absetzte. Rückblickend kann ich sagen, dass ich niemals damit gerechnet hätte, über einen so langen Zeitraum Hormone einzunehmen. In meiner Vorstellung war eine Hormontherapie eine Sache von wenigen Jahren und dann hätte sich das Thema erledigt.
„Aus heutiger Sicht kann ich aber sagen, dass sich das Thema nie so ganz erledigt.“
Aus heutiger Sicht kann ich allerdings sagen, dass sich das Thema nie so ganz erledigt. Obwohl ich auch nach dem Absetzen der Hormone etwa drei Jahre keinerlei Wechselbeschwerden mehr hatte, fühle ich mich jetzt mit Mitte 60 wie in einem zweiten Schub. Mit knapp 63 setzen die Beschwerden wieder ein, aber sie sind nicht mehr so stark und ich bekomme sie mit pflanzlichen Mitteln gut in den Griff. Es bleibt jedoch die Frage: Wann hört der Körper mal auf sich zu verändern?
Das Thema Vaginaltrockenheit kam für mich in den Wechseljahren nicht auf und auch auf meine Sexualität hatten sie eine eher positive Auswirkung. Der jugendliche Stress ist weggefallen, ich darf das fühlen, was ich will und eine gewisse Grundentspannung trägt auch in diesem Lebensbereich zu mehr Genuss bei.
Eine überraschende Nebenwirkung der Wechseljahre war für mich ein nie vorher empfundenes Genussempfinden. Bis dato hatte ich gegessen, weil das eine zwingende Notwendigkeit ist. Aber mit den Wechseljahren genoss ich auf einmal gutes Essen, was natürlich auch eine nicht unwesentliche Gewichtszunahme nach sich zog. Aber hatte ich mich früher doch sehr über mein athletisches Aussehen definiert und auch andere Frauen an ihrem fitten Aussehen gemessen, bemerkte ich nach einer Phase der emotionalen Auseinandersetzung, dass ich nicht nur selbst mit meinen neuen Rundungen gut zurechtkam, sondern auch andere, kräftigere Frauen als sehr attraktiv und ausstrahlungsstark wahrnahm.
Ein positiver Einfluss der Wechseljahre war für mich ganz stark das Finden der eigenen Mitte, ein In-Sich-Ruhen, ein Abstandnehmen von körperlichen Idealen. Die Wechseljahre habe ich als einen Lebensabschnitt erlebt, der mich gefestigt und stabilisiert hat und mich auch darauf vorbereitet hat, kommende schwierige Lebensthemen wie Krankheit und Versorgung der Eltern zu meistern.
Das Bild des Wechsels hat für mich etwas sehr Starkes, Tragendes und Richtungsweisendes. Ich hatte nie Angst vor Veränderungen und auch die Wechseljahre sind für mich nicht negativ besetzt.
Mein Ratschlag ist immer, sich Gesprächspartnerinnen zu suchen, die aktiv sind und Lebendigkeit ausstrahlen. Der Austausch mit solchen Frauen hat mir persönlich sehr geholfen.
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