Hormonersatztherapie: Alle Infos zum Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden

Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann dir dabei helfen, besser mit den beschwerlichen Symptomen der Wechseljahre umzugehen. Was eine HRT genau ist, welche Arten es davon gibt und welche Risiken und Nebenwirkungen du beachten solltest, erfährst du jetzt. 

Definition: Was ist eine Hormonersatztherapie?

Eine Hormonersatztherapie wird bei starken bis sehr starken Wechseljahressymptomen zur Behandlung ebendieser eingesetzt. Während des Klimakteriums sinkt die Konzentration von Hormonen wie Östrogen und Progesteron im Körper ab. Durch diese hormonelle Umstellung kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen. Eine Hormonersatztherapie kann helfen, einige dieser Beschwerden, wie z.B. Hitzewallungen oder auch Schlafstörungen zu lindern.

Wann hilft eine HRT und ab welchem Alter ist sie sinnvoll?

Es gibt kein konkretes Alter, ab dem du in den Wechseljahren auf eine HRT setzen solltest. Vielmehr kommt es auf deine Symptome und deren Ausprägung an. Wenn diese aufgrund ihrer Stärke zur Belastung werden, kann sie eine Möglichkeit haben, diese Symptome zu behandeln und somit Lebensqualität wiederzuerlangen. 

Voraussetzung für die Verschreibung einer Hormonersatztherapie ist ein ausführliches Anamnesegespräch mit deiner Ärztin oder deinem Arzt in dem ihr neben deinen Beschwerden auch mögliche Vorerkrankungen besprecht, um zu prüfen, ob eine Hormonersatztherapie für dich in Frage kommt. Manchmal ist auch noch eine körperliche Untersuchung. Eine Hormonbestimmung muss nicht zwingerweise vor Beginn einer Hormonersatztherapie stattfinden.

Welche Arten von Hormonersatztherapie gibt es?

Je nach den individuellen Bedürfnissen und der Symptomlage von Patientinnen, werden unterschiedliche Arten von Hormonersatztherapien eingesetzt. Zu den wichtigsten Varianten gehören:

 

  • Kombinierte Hormonersatztherapie: Frauen mit vorhandenem Uterus erhalten normalerweise die kombinierte HRT mit Östrogen und Progesteron. Das Progesteron verhindert ein übermäßiges Wachstum der Gebärmutterschleimhaut durch die Östrogengabe, was wichtig ist, um möglichen Entartung der Gebärmutterschleimhaut vorzubeugen. Die Therapieform kann zyklisch (21 Tage) oder kontinuierlich (28 Tage) angewandt werden. 
  • Östrogen-Therapie: Solltest du keine Gebärmutter mehr haben, kann auf die Gabe von Progesteron zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut verzichtet werden. Um die Wechseljahresbeschwerden zu mindern, reicht aus diesem Grund eine reine Therapie mit Östrogen. 
  • Lokale Hormontherapie: Um körperliche Symptome wie Scheidentrockenheit zu behandeln, können Hormone lokal als Cremes oder Gele auf der Schleimhaut aufgetragen werden. Lokale Therapie haben einen geringere systemische Wirkung  und gehen auch mit weniger Nebenwirkungen einher. 

 

Die hormonellen Wirkstoffe gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen wie Tabletten, Cremes oder Vaginalzäpfchen. Für den Ersatz von fehlendem Östrogen wird den Patientinnen meistens ein östradiolhaltiges Medikament verschrieben. 

Östrogen oder Östradiol – ist das nicht dasselbe? Nein, denn tatsächlich ist Östrogen einfach nur der übergeordnete Begriff für die Hormone Östradiol, Östron und Östriol. Östradiol ist dabei das wirksamste der Östrogene und wird deshalb bevorzugt als Wirkstoff verwendet. Das liegt aus wissenschaftlicher Sicht daran, dass Östradiol die höchste Potenz aller Östrogene hat. Progesteron reicht man dagegen übrigens entweder als synthetisch hergestelltes Gestagen oder als naturidentisches Progesteron dar. 

Das sind mögliche Risiken und Nebenwirkungen

Eine Hormonersatztherapie ist ein Eingriff in den natürlichen Prozess des Körpers in den Wechseljahren. Das heißt nicht, dass du darauf verzichten solltest. Allerdings solltest du die Vor- und Nachteile für dich abwägen. Denn die Einnahme von hormonellen Präparaten bringt leider Risiken und Nebenwirkungen mit sich. 

Zu den bekannten Nebenwirkungen der Medikamente zählen Übelkeit, Kopfschmerzen oder Stimmungsschwankungen. Diese treten meistens aber nur zu Beginn der Therapie vermehrt auf und lassen im Laufe der Zeit wieder nach. Eine Hormonersatztherapie kann das Risiko für eine Brustkrebserkrankung bei einer Anwendungsdauer länger als 5 Jahre leicht erhöhen. 

Um sich selbst zu verdeutlichen, wie ausgeprägt die Risikoerhöhung ist, könnten ein paar Zahlen helfen. Statistisch betrachtet werden nach fünf Jahren zwei von 10.000 Frauen aufgrund einer HRT an Brustkrebs erkranken. Im Vergleich dazu: Regelmäßiger Alkoholkonsum (zwei Gläser am Tag) führt dazu, dass zehn von 10.000 Frauen an Brustkrebs erkanken. Bei starkem Übergewicht sind es sogar 40 von 10.000 Frauen. Natürlich sollte es trotzdem immer eine sorgfältige Risikoabwägung geben, allerdings können dir die Zahlen helfen, das Risiko für Brustkrebs einzuordnen. 

Auch die Wahrscheinlichkeit eines Endometriumkarzinoms (Gebärmutterkrebs) ist bei einer reinen Östrogen-Therapie ohne die Gabe von Gestagenschutz erhöht, weshalb es in Deutschland auch wie oben beschrieben üblich ist, Progesteron als Endometriumsschutz mitzugeben. 

Wichtig zu wissen: Nicht jede Art der Therapie ist gleich stark risikobehaftet. Über individuelle Risiken einer Behandlung sollte dich deine behandelnde Ärztin oder dein Arzt genauer aufklären. Schließlich hängen diese auch mit deiner Lebenssituation, deinem Alter und deinen Vorerkrankungen zusammen. 

Angst vor Hormonen: Ist sie gerechtfertigt?

Niemand nimmt leichtfertig Hormone ein. Hormonelle Präparate, die die Symptome der Wechseljahre ausgleichen sollen, dürfen nur nach ärztlicher Indikation verschrieben werden. Dennoch herrschen noch viele Vorurteile. Teilweise haben Patientinnen sogar Angst vor einer Hormonersatztherapie. 

Doch woher kommt diese Angst eigentlich und solltest du tatsächlich auf eine hormonelle Behandlung verzichten? 

Viel Aufsehen erregte eine Studie der Women’s Health Initiative (WHI) aus dem Jahr 2002. Diese stellte unter anderem ein stark erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Frauen unter einer HRT fest. Mittlerweile haben die ForscherInnen selbst Kritik an ihrer Arbeit geübt. Sie räumen unter anderem Fehler im Studiendesign ein. Damals wurde die Untersuchung zum Beispiel teils an Frauen durchgeführt, die weit älter waren als das durchschnittliche Menopausenalter von 51 Jahren. Die Ergebnisse wurden aber auf jüngere Patientinnen übertragen. 

Die Risikoerhöhung für eine Brustkrebserkrankung unter einer HRT haben wir dir etwas weiter oben schon im anschaulichen Vergleich mit anderen Risikofaktoren wie Alkoholkonsum oder Übergewicht beschrieben.

Im frauenärztlichen Forschungskongress FOKO merkte Professorin Petra Stute an, dass die durch die WHI-Studie entstandenen Ängste zu einer Unterversorgung von Frauen in den Wechseljahren führten. “Der Benefit einer HRT überwiegt bei symptomatischen Frauen unter 60 Jahren”, sagte Stute hierzu. Wichtig sei es ihrer Ansicht nach, stets die Vorteile und Nachteile einer Hormonersatztherapie für die individuelle Patientin gegenüberzustellen und für mehr Aufklärung zu sorgen. Und mal ehrlich: Eine auf unsere persönliche Situation angepasste Behandlung wünschen wir uns doch alle, oder? 

Therapeutische Alternativen

Nicht für jede Patientin ist die HRT das Mittel der Wahl. Gut, dass es einige alternative Ansätze gibt, mit denen du die Symptome der Wechseljahre ebenfalls behandeln kannst. Darunter fallen unter anderem:

  • Anpassung des Lebensstils: Es mag zunächst komisch klingen, dass die Veränderung des Lebensstils Wechseljahressymptome erleichtern kann. Denkt man genauer darüber nach, macht es aber Sinn. Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können Stress und Stimmungsschwankungen reduzieren und haben einen positiven Effekt auf das eigene Gewicht.
  • Verhaltenstherapie: Du willst nachhaltig etwas an deiner Situation ändern? Eine Verhaltenstherapie bei einer Psychologin oder einem Psychologen kann dabei helfen, Angstzustände und depressive Verstimmungen zu überwinden. 
  • Pflanzliche Mittel und Phytoöstrogene: Pflanzliche Präparate mit Inhaltsstoffen wie Rotklee- oder Soja-Isoflavonen sind östrogenähnlich und können damit den Übergang in die Menopause sanfter gestalten. 
  • Lokale Feuchtigkeitscremes: Nicht immer sind Hormone in Cremes oder Gelen notwendig. Manchmal reicht es schon, wenn das Gefühl von Trockenheit oder Wundsein auf Schleimhäuten durch angepasste Feuchtigkeitscremes verschwindet. 

Das Potenzial bioidenter Hormone 

Vielleicht hast du in Bezug auf die Linderung von Wechseljahresbeschwerden schon einmal von bioidenten Hormonen gehört. Diese ähneln in ihrer chemischen Struktur denen, die der Körper selbst produziert. 

Ergebnisse verschiedener Studien weisen darauf hin, dass bioidente Hormone besser verträglich sein könnten. Eine Einnahme soll außerdem weniger Nebenwirkungen verursachen als Medikamente mit synthetischen Hormonen. 

Etwas Geduld lohnt sich: In Kürze erfährst du bei uns mehr über bioidente Hormone, deren Einsatz und ihre möglichen Risiken. Sobald der Artikel online ist, stellen wir ihn dir hier natürlich zur Verfügung. 

Welche Behandlungsmethode solltest du wählen?

Ob eine Hormonersatztherapie bei dir wirklich nötig ist oder ob du mit Alternativen das gewünschte Ergebnis erreichen kannst, solltest du mit MedizinerInnen besprechen. Deine Entscheidung dafür oder dagegen hängt am Ende davon ab, wie deine Symptome und Risikofaktoren aussehen und wo deine persönlichen Präferenzen liegen.

Quellen:

https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.3810/pgm.2009.01.1949

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0025619611600724

https://link.springer.com/article/10.2165/00024677-200605060-00005

https://menopause-zentrum.com/bioidentische-hormone-wirken-schnell-und-zuverlaessig/

https://www.frauenarztpraxis-radevormwald.de/leistungen-im-ueberblick/bioidentische-hormone/

https://www.dggg.de/presse/pressemitteilungen-und-nachrichten/autoren-der-whi-studie-bedauern-fehlinterpretation-von-studiendaten

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Hormonersatztherapie-Was-die-WHI-Studie-angerichtet-hat-308190.html 

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12117397/