Haarausfall in den Wechseljahren: Ursachen, Vorbeugung und Tipps gegen das unliebsame Symptom
Dass nach einer Schwangerschaft häufig Haarausfall auftritt, ist hinreichend bekannt. Dass die unliebsame Erscheinung aber auch in den Wechseljahren auftreten kann, wird gesellschaftlich weniger stark thematisiert. Dabei können dünner werdendes Haar und vermehrter Haarausfall zur echten Belastung für das eigene Körpergefühl und Selbstbewusstsein werden.
Aber was sind eigentlich die Gründe für das unerwünschte Symptom? Du bekommst in diesem Artikel eine Erklärung zu den wichtigsten Ursachen für Haarverlust in den Wechseljahren. Außerdem lassen wir dich natürlich mit deinen Problemen nicht allein. Denn wir zeigen dir hilfreiche Tipps und Tricks, mit denen du dem Haarausfall frühzeitig vorbeugen oder ihn nach seinem ersten Auftreten zumindest etwas mildern kannst.
Was sind die Ursachen für Haarausfall in den Wechseljahren?
Pro Tag verlierst du normalerweise durchschnittlich zwischen 70 und 100 Haare. Das fällt dir vielleicht gar nicht immer auf. Wenn es auf einmal deutlich mehr ausfallende Haare werden, bemerkst du das in der Regel aber schnell – auch an Veränderungen am verbleibenden Kopfhaar.
Haarausfall und immer dünner werdendes Haar können bei Frauen prinzipiell viele verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen unter anderem:
- Genetische Veranlagung
- Stress
- Falsche Haarpflege- oder Stylingprodukte
- Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis
- Schilddrüsenerkrankungen
- Bestimmte Medikamente
- Nährstoff- und Vitaminmangel
- Hormonelles Ungleichgewicht
Wenn der Haarverlust bei dir erst in den Wechseljahren (auch genannt: Klimakterium) plötzlich auftritt, kann das am veränderten Hormonhaushalt und einem damit einhergehenden hormonellen Ungleichgewicht.¹ Der sinkende Östrogenspiegel kann im weiblichen Körper zu einer fehlenden Ausbalanciertheit zwischen den beiden Hormonen Östrogen und Testosteron führen.² Das kann wiederum den Haarwachstums- und Haarerneuerungszyklus stören, weil die Geschlechtshormone sich nicht mehr gegenseitig regulieren können.
Durch einen Östrogenmangel entsteht ein verstärkter Einfluss von Dihydrotestosteron (DHT) – einem Umwandlungsprodukt von Testosteron. Das kann die Haarfollikel in ihrem Wachstum negativ beeinträchtigen. Außerdem können sie deutlich schneller ausfallen. Das ist leider nicht das einzige Problem, das durch DHT am Kopf entsteht. Die Haarfollikel können zusätzlich miniaturisiert werden. Das bedeutet, dass deine Haare langfristig dünner werden können.
Ein Hormonungleichgewicht ist während des Klimakteriums eine sehr wahrscheinliche Ursache für Haarausfall und -ausdünnung. Dennoch solltest du nicht vernachlässigen, dass es einige weitere Gründe haben könnte, warum du in deiner Bürste immer mehr Haarbüschel findest. Die genetische Veranlagung kann beispielsweise ebenfalls eine Rolle spielen. Sie kann die Hormonkonzentration beeinträchtigen. Haben deine Eltern ebenfalls mit Haarausfall zu kämpfen, kann es sein, dass dein und ihr Testosteronspiegel sehr hoch ist. Die Folge: Mehr DHT und dadurch eine diffuse Ausdünnung deiner Haare.³
Ob bei dir womöglich bestimmte Medikamente, ein Nährstoff- oder Vitaminmangel, Autoimmunerkrankungen oder Schilddrüsenprobleme zu verstärktem Haarverlust führen, solltest du bestenfalls medizinisch abklären lassen. Deine Ärztin oder dein Arzt können durch eine Blutuntersuchung neben deinem Hormonhaushalt genauso Erkrankungen und Mängel abklären.
Psoriasis: Wie die Autoimmunkrankheit Haarausfall noch verstärkt
Bei der Autoimmunerkrankung Psoriasis greift das Immunsystem fälschlicherweise gesunde Hautzellen an. Das kann bei dir Entzündungen und Schuppenflechte auf der Haut auslösen. Kopfhautpsoriasis (psoriasis capitits) ist dabei besonders belastend, da die rötlichen Hautschuppen im Gesicht, am Hals und an der Kopfhaut sichtbar sein können.
Die Autoimmunreaktion kann in diesem Fall ebenso die Haarfollikel betreffen und zur sogenannten Psoriasis-Alopecia führen. Dein Immunsystem glaubt, dass die Follikel unerwünscht sind und greift sie an. An den betroffenen Bereichen fallen dir deswegen die Haare aus.
ForscherInnen gehen heute davon aus, dass das hormonelle Ungleichgewicht während der Wechseljahre die Ausprägung von Psoriasis verstärken kann. So fand eine Studie der Teikyo University⁴ heraus, dass der Abfall des Hormons Östrogen die körperlichen Autoimmunreaktionen auf die Haare steigen lassen kann. Betroffene Frauen haben also nicht nur mit den klassischen hormonellen Auswirkungen auf den Haarwachstumszyklus zu kämpfen. Ihr Haarverlust wird zusätzlich durch Psoriasis erhöht.
Psychische Auswirkungen wie verringertes Selbstbewusstsein, soziale Isolation und Depression können die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Mach dir bewusst, dass du nicht “nur” Haarausfall hast. Du verdienst unabhängig von der Ursache dafür medizinische oder psychologische Hilfe und solltest dir diese aktiv suchen.
Hormoneller Haarverlust: Das kann gegen die Symptome helfen
Glücklicherweise gibt es gegen hormonellen Haarverlust, wie er in den Wechseljahren auftreten kann, verschiedene bewährte Ansätze zur Behandlung und Vorbeugung der Symptome. Natürlich kommt es auf die Ursache des Haarverlustes an, weshalb sich nicht pauschal eine Therapie empfehlen lässt.
Hier stellen wir dir eine Auswahl von Therapiemöglichkeiten nun etwas näher vor:
Behandlung mit Medikamenten
Es braucht nicht unbedingt eine HRT, um das natürliche Haarwachstum wieder anzuregen. Lokal angewandte Medikamente wie Minoxidil können nach einiger Zeit den Haarausfall zum Stillstand bringen.
Kognitive Verhaltenstherapie
Haarausfall ist ein Symptom, das auch die weibliche Psyche beeinträchtigen kann. Im Umgang mit den körperlichen Veränderungen der Wechseljahre kann dir eine kognitive Verhaltenstherapie zu mehr Lebensqualität verhelfen.⁵ In Einzelgesprächen oder Gruppentherapien kannst du beispielsweise lernen, wie du trotz Haarverlust dein Selbstbewusstsein behältst.
Ernährung
Eine nährstoff- und vitaminreiche Ernährung bildet die Basis für einen gesunden Körper. Sie kann den klassischen Symptomen der Wechseljahre vorbeugen. Lebensmittel, die Phytoöstrogene und Isoflavone enthalten, werden im Wechsel als besonders wertvoll angesehen. Sie sollen die Auswirkungen des sinkenden Hormonspiegels vermindern und können dementsprechend positiv gegen Haarverlust wirken. Sojaprodukte, Leinsamen, Linsen oder Kichererbsen enthalten Phytoöstrogene bzw. Isoflavone und können im täglichen Speiseplan gegen schwache Wechseljahressymptome helfen.⁶
Milde Haarpflege
Wer Haarpflegeprodukte mit aggressiver Formulierung nutzt oder regelmäßig Blondierungen verwendet, steigert die Symptome hormonellen Haarausfalls zusätzlich. Greife deshalb auf milde Pflege zurück und frage deine Friseurin oder deinen Friseur nach alternativen Färbemitteln. Das kannst du auch schon vorbeugend tun – also bevor die Anzeichen überhaupt erst auftreten.
Haarersatz
Du willst dich wegen deiner Haare gar nicht mehr im Spiegel ansehen? Dann kann Haarersatz eine vorübergehende oder dauerhafte Lösung für dich sein. Es gibt immer mehr Echthaarperücken, die kaum mehr vom “Original” zu unterscheiden sind. Du kannst dich diesbezüglich in Perückenfachgeschäften erkundigen oder deine Ärztin oder deinen Arzt um Empfehlungen bitten. Leider übernehmen noch nicht alle Krankenkassen die Kosten für Haarersatz. Die Entscheidung über die Finanzierung wird individuell getroffen.
Hormonersatztherapie (HRT)
Starke Wechseljahressymptome können durch die Gabe von synthetisch hergestelltem Östrogen und Progesteron abgeschwächt werden. Da vor allem Östrogen für einen gesunden Haarwachstumszyklus verantwortlich ist, kann die HRT Haarausfall reduzieren. Welche Hormone du bei deiner individuellen Situation nehmen solltest und ob die Therapieform überhaupt sinnvoll für dich ist, solltest du in Rücksprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt klären.
Wichtig: Nicht alle Behandlungsmöglichkeiten müssen für dich und deine Situation geeignet sein. Deine Ärztin oder dein Arzt kann dich beraten, was aufgrund deiner medizinischen Vorgeschichte sinnvoll sein kann.
Wie lang dauert Haarausfall in den Wechseljahren?
Die Dauer und Ausprägung von hormonell bedingtem Haarausfall sind von Frau zu Frau anders. Manche haben schon zu Beginn der Wechseljahre damit zu kämpfen, bei anderen treten die Symptome womöglich nie erkennbar auf. Da das Klimakterium durchschnittlich zwischen fünf und zehn Jahren andauert, können die Haare in diesem Zeitraum vermehrt ausgehen.
Auch nach dem Abschluss der Wechseljahre ist es theoretisch möglich, dass du weiterhin erhöhten Haarverlust verspürst. Deine Dermatologin oder dein Dermatologe kann mit dir zusammen herausfinden, woran das liegt. Meistens normalisiert sich der Ausfall der Haare aber mit einem stabilen Hormonhaushalt von selbst wieder.
Wir hoffen, dass du so schnell wie möglich Abhilfe für deine Wechseljahressymptome findest. Mit deiner Teilnahme am eve&i MenoKompass kannst du anderen Frauen mit deinen Erfahrungen helfen, ihre Wechseljahre selbstbestimmt zu durchleben.
Quellen:
² https://link.springer.com/article/10.2165/00128071-200304060-00001
³ https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0190962288701085
⁴ https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0923181104002567
⁵ https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/13697137.2020.1777965
⁶ https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0190962204022200