Als das Leben Kopf stand: mein Wechselmoment.

Name:
Elena
Jahrgang:
1956
Lebenssituation:
2 erwachsene Kinder

„Mit 42 Jahren saß ich das erste Mal allein am Frühstückstisch.“

Mit 42 Jahren stand mein Leben plötzlich Kopf. Mein Mann hatte sich von mir getrennt und gefühlt im selben Moment begann meine Menopause. Mit dem Zeitpunkt der Trennung blieb meine Periode einfach aus und ich befand mich an meinem Wechselmoment. Vorher gab es keinerlei Anzeichen dafür, ich hatte einen regelmäßigen Zyklus und nahm auch nicht die Pille zur Verhütung.

Zu gleicher Zeit hatte ich eine Ausbildung zur Altenpflegerin begonnen, weil ich mich beruflich umorientieren wollte – die Kinder waren fast erwachsen, meine Mutter, die ich zur Pflege hatte, war verstorben. Ich suchte eine neue Aufgabe. Insgesamt waren diese Jahre sehr anstrengend und stressig, andere Wechselsymptome habe ich dem Stress durch die Trennung und dem Berufseinstieg zugeschrieben. Ehrlich gesagt hatte ich aber auch keine Zeit für irgendwelche Beschwerden: Ich habe mich voll und ganz in das neue Leben als Altenpflegerin gestürzt, Überstunden gemacht und an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet.

Nach 16 Monaten ohne Periode hat mein Frauenarzt gesagt, dass ich eigentlich noch zu jung für die Menopause sei und mir die Pille verschrieben.

Durch die Östrogenzufuhr bekam ich wieder eine regelmäßige und schmerzfreie Monatsblutung. Allerdings einhergehend mit den typischen Symptomen an den drei Tagen vor meiner Periode. Als ich 50 geworden bin, habe ich in Absprache mit meiner Gynäkologin (mein alter Frauenarzt war mittlerweile in Rente gegangen) die Pille abgesetzt.

Meine Periode blieb erwartungsgemäß sofort wieder aus, aber stimmungsmäßig habe ich den Zyklus noch lange weiter gefühlt. Mittlerweile hat sich das aber sehr abgeschwächt und ich habe letztendlich gar keine wirklichen Wechseljahre erlebt. Es war ein kurzer und heftiger Einschnitt in meinem Leben – ein Wechselmoment, der dann künstlich ein paar Jahre hinausgezögert wurde.

Aber da der Wechsel mit einer großen Veränderung im Privatleben einherging, musste ich mich dennoch ganz bewusst damit auseinandersetzen. Mit 42 Jahren saß ich das erste Mal allein am Frühstückstisch. Darunter habe ich anfangs sehr gelitten. Mit der Zeit habe ich allerdings gelernt, das Alleinsein zu genießen. Ich habe begonnen, zu meditieren und mir damit einen Ausgleich zu meinem anstrengenden Berufsalltag zu schaffen. Und ich habe mein Ich entdeckt. Mein erster Mann war immer sehr zurückhaltend und vorsichtig, fast schon ängstlich neuen Dingen gegenüber. Auf mich gestellt, habe ich mich dann getraut: allein auf Reisen gehen, neue Dinge ausprobieren, den ersten Schritt machen und dann weitergehen. Ich habe mich als neugierige und mutige Frau kennengelernt.

„Kurz vor meinem 60. Geburtstag forderten die Jahre, in denen ich mir keinerlei Leistungsabfall erlaubt hatte, ihren Tribut.

Ich war der Typ, der IMMER zur Arbeit gegangen ist. Der Personalmangel in der Pflege ist allgemein bekannt, wenn zusätzlich jemand ausfällt, kommen die Kolleg:innen in echte Schwierigkeiten. In der Konsequenz erlitt ich ein Burnout und hatte mit massiven Rückenproblemen zu kämpfen. Nach der Reha reduzierte ich meinen Stundenumfang weiter auf 50 % und bin mit 63 Jahren in Frührente gegangen.

Anfangs dachte ich, ich bräuchte eine neue Aufgabe, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich nie Angst vor dem Älterwerden hatte und mir mittlerweile mein ruhiges Leben vollkommen genügt. Ich wollte keine Verpflichtungen mehr und genieße die Freiheit, mein persönliches Ding in Ruhe machen zu können.

Dafür sind die Wechseljahre aus meiner Sicht ein schöner Zeitpunkt: Man kann und sollte sich bewusst mit den Lebensphasen auseinandersetzen. Für mich war es sehr positiv, die Zeit zu haben, auch Sachen aufzuarbeiten, die schon länger zurückliegen. Lange Zeit habe ich von meinen zwei Leben gesprochen: die Familienphase und die Berufsphase. Mittlerweile empfinde ich das gar nicht mehr so. Mein Leben fühlt sich als eine Einheit an und ist jetzt irgendwie rund.

Erzähl deine Geschichte!

Magst du unsere Community an deinen persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen? Dann setz dich gerne mit uns in Verbindung und wir melden uns bei dir.