Es kommt auch auf die innere Haltung an

Name:
Ulrike
Jahrgang:
1961
Lebenssituation:
2 erwachsene Töchter

„Mit 60 ist das Leben noch nicht vorbei.“

Im Bekanntenkreis oder von älteren Verwandten hatte ich allerlei über die Wechseljahre gehört – ich erwartete meine Menopause also in Habachtstellung. Was dann passierte, war allerdings völlig unspektakulär.

Als ich ungefähr 54 Jahre alt war, fingen die Veränderungen wohl an. Allerdings war das zu einem Zeitpunkt in meinem Leben, an dem ich sehr viel Sport getrieben habe. Wenn ich also schwitzte, dann weil ich mich aktiv sportlich betätigt hatte. Und auch die eigentlich typischen Stimmungsschwankungen führte ich eher auf die äußeren Umstände als auf meine Wechseljahre zurück.

Als sich meine Periode über eine gewissen Zeit ausschlich, hatte das für mich nichts Dramatisches und ich habe mich auch in keiner Weise in meinem Leben beeinträchtigt gefühlt. Nach einer Ausschabung aus medizinischen Gründen blieb meine Periode dauerhaft aus. Da ich auch ansonsten keinerlei Probleme hatte, gab es für mich keinen Anlass, einen Hormonspiegeltest durchzuführen.

Vielleicht hätte ich mich darauf einstellen können, dass meine Wechseljahre mir keine Probleme bereiten würden. Alle körperlichen Faktoren des Frauseins wie die Menstruation oder auch die Geburten meiner beiden Töchter verliefen nach demselben Schema: Meine Periode war nicht von Schmerzen oder anderen Befindlichkeiten begleitet und die Geburten waren unerwartet „einfach“. Verhütet habe ich bis zur Geburt meiner zweiten Tochter mit der Pille und danach hat mein Mann eine Vasektomie durchführen lassen, sodass es keinen Anlass mehr gab, hormonell zu verhüten.

„Ich sehe mich selbst als Kopfmensch.“

Meine Mutter litt phasenweise unter schweren Depressionen und mein Umgang damit und auch mit den Wechseljahren war mental: Das soll nicht mein Thema sein. Trotzdem hat mich mein Frauenarzt dafür sensibilisiert, Symptome ernst zu nehmen. Für mich stand aber im Vordergrund die innere, mentale Haltung und der Wille, mich mit meinen Wechseljahren auseinanderzusetzen. 

So habe ich mir immer bewusst gemacht, wie gut es mir geht: Meine zwei großartigen Kinder waren aus dem Haus, mein Mann und ich konnten bewusst durchatmen und unseren Hobbys nachgehen. Wir waren finanziell abgesichert und hatten zu der Zeit auch keine pflegebedürftigen Angehörigen zu versorgen. Mit Freundinnen habe ich mich darüber ausgetauscht, wie sich das Familienleben und die Partnerschaft verändert, aber auch das Bild vom eigenen Körper.

Durch meine vielen sportlichen Aktivitäten habe ich mich mit 50 Jahren fitter gefühlt als mit 30. Schon früh habe ich graue Haare bekommen und mit 50 waren alle meine Haare schneeweiß – viele fanden das toll und ich bin sehr glücklich damit.

„Ich erlebe auch ganz bewusst den Unterschied meiner Frauengeneration zu der Generation meiner Mutter.“

Damals gab es wenig toughe Frauen, es gab niemanden, an dem ich mich orientieren konnte. Meine Mutter war mit 50 alt – und ich habe Geburtstage immer gehasst. Heute gibt viele toughe, ältere Frauen. Mit 60 ist das Leben noch nicht vorbei. Diese Erkenntnis finde ich wunderbar.

Die Wechseljahre sind ein guter Zeitpunkt, um den Fokus auf sich zu setzen. Zu hinterfragen, was einem selbst guttut und auch mit bestimmten Dingen seinen Frieden zu schließen. Was sich verändert hat, ist mein Schlafverhalten. Mir ist aufgefallen, dass ich an Tagen, die anstrengend waren – egal ob physisch oder psychisch – meist wie ein Stein schlafe. An anderen Tagen, die einfach ihren ganz normalen Lauf nehmen, liege ich abends lange wach und kann nicht einschlafen.

Gegen andere unliebsame Nebenwirkung wie trockene Schleimhäute im Mund, vor allem aber im Vaginalbereich, habe ich immer Vagisan und eine Östrogencreme zur Hand. Habe ich früher die Tampons in die Reisetasche gepackt, darf ich heute die Creme nicht vergessen.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich nur etwa ein halbes Jahr, während sich meine Periode ausschlich, einige der typischen Wechseljahressymptome bei mir feststellen konnte. Für mich begann einfach ein neuer Lebensabschnitt, mit dem ich mich bewusst auseinandergesetzt habe. Ich glaube, grundsätzlich fährt man ganz gut damit, die Chancen in einer neuen Lebensphase zu sehen und nicht so defizitär zu denken.

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