Hallo Wechseljahre – wo geht es zu mir?

Name:
Maike
Jahrgang:
Jahrgang 1974
Lebenssituation:
Mutter von 1 Tochter
Wechseljahre

„Als ich 42 Jahre alt war, habe ich gemerkt, dass irgendetwas anders war. Nichts Sichtbares, einfach nur ein Gefühl.“

Ich bat meine Frauenärztin darum, einen Hormonspiegeltest zu machen, obwohl ich nach wie vor meine Periode bekam, aber sicher war, dass sich etwas in meinem Körper verändert hatte. Die Gynäkologin war allerdings der Meinung, dass ich für die Wechseljahre viel zu jung und ein Hormonspiegeltest sinnlos sei und wollte mir stattdessen einfach die Pille verschreiben. Diese hatte ich aber zehn Jahre vorher extra abgesetzt, um auf Hormone zu verzichten. Mein Vater – selbst Gynäkologe von Beruf – bestärkte mich in meinem Empfinden und erklärte mir, dass die Wechseljahre für jede Frau ganz individuell ablaufen und es keinen allgemeingültigen Altersfahrplan gibt. Bei manchen Frauen beginnen sie einfach schon sehr früh, bei anderen umso später. Zu dem Zeitpunkt kamen auch weitere Symptome wie Brustspannen und eine unregelmäßige Periode hinzu. Sowohl die Dauer als auch die Intensität meiner Blutung veränderte sich.

„Der gewünschte Hormonstatus machte das gefühlte Geschehen sichtbar.“

Ich kenne meinen Körper sehr gut und bin geübt darin, in mich hineinzuhören. Mir war klar, dass ich auf meinen Körper hören muss und dass er mir eindeutige „Wechselsignale“ sendet. Ich suchte eine neue Frauenärztin und entschied mich bewusst für eine Gynäkologin, die mit naturidentischen Hormonen arbeitet, weil ich im Zweifelsfall keine chemischen Präparate nehmen wollte. Der gewünschte Hormonstatus machte dann das gefühlte Geschehen sichtbar: Ich war mit 42 Jahren definitiv in den Wechseljahren. Bei meiner neuen Frauenärztin fühlte ich mich damit aber sehr gut aufgehoben, weil sie ganz in meinem Sinne eine Reihe von Behandlungsmethoden vor dem Einsatz von Hormonen unterstützt und damit meinem Wunsch entsprach, möglichst ohne Hormonbehandlung durch die Wechseljahre gehen zu können.

Meine Periode hat sich innerhalb von etwa vier Jahre ganz klassisch ausgeschlichen, bevor ich mit 46 Jahren meine letzte Monatsblutung hatte. Als die Hormonschwankungen anfingen, gab es ein paar Monate, in denen es mir seelisch nicht so gut ging. Es war zwar keine Depression, aber meine Stimmung schwankte und ohne Anlass und ging dann vor allem nach unten. Zwischenzeitlich wurde es etwas besser, bevor es noch einmal verstärkt auftrat. Mit dem Ausbleiben der Periode verschwanden aber auch diese Stimmungsschwankungen komplett.

Dann bemerkte ich, dass mein Körper sich veränderte. Die Taille wurde weniger und die Proportionen ordneten sich um. Mein Gesamtgewicht blieb zwar gleich, aber das Verhältnis der einzelnen Teile hat sich verschoben und neu verteilt. Im letzten Jahr habe ich zunehmend gemerkt, dass mich gewisse Dinge im Alltag mehr anstrengen und ich ein verstärktes Bedürfnis hatte, mich öfter auszuruhen oder mal mit einer Tasse Tee auf die Couch zu setzen.

Bisher bin ich ohne Hormone zurechtgekommen. Das wollte ich unbedingt, war mir aber nicht sicher, ob es funktionieren würde. In meiner Erinnerung war meine Pubertät sehr anstrengend und ich hatte ein bisschen Sorge, dass mich die Hormone wieder massiv aus dem Gleichgewicht bringen würden.

„Ich habe von Anfang an gesagt, dass meine Wechseljahre willkommen sind und dass ich die Verwandlung gerne annehme.“

Für mich persönlich war das der Schlüssel dafür, dass mein Körper mitgezogen hat. Ich wollte keine weiteren Kinder und war zufrieden und gefestigt in meiner Beziehung mit meinem Mann. Zusätzlich habe ich mir bewusst Lektüre besorgt über Frauen in anderen Kulturen. In vielen Kulturen werden die Wechseljahre deutlich stärker in den Lebensfluss integriert und teilweise sogar gefeiert. Diese Art von Inspiration habe ich bewusst gesucht. Ich wollte Alternativen zu dem negativ besetzten oder tabuisierenden Umgang mit den Wechseljahren.

Bei Extremsituation (wie z.B. der Flut letztes Jahr) oder wenn manchmal alles auf einmal zusammenkommt, bekomme ich auch Hitzewallungen und schlafe schlecht. Dem kann ich aber meist mit Akkupunktur gut entgegen wirken und mich wieder entspannen. Für mich gehen die Hitzewallungen mit der Psyche einher, haben etwas mit den Energien im Körper zu tun. Und ich bin wohl noch empfindsamer geworden, als ich es als hypersensibler Mensch sowieso schon war. Die Wechseljahre haben das verstärkt. Es kann sehr anstrengend sein, immer jede Stimmung und Schwingung von anderen einzufangen, aber es wird ein bisschen durch die gewonnene Lebenserfahrung kompensiert und ich kann besser damit umgehen.

Insgesamt kann ich sagen, dass das Leben auf eine andere Art noch einmal dichter an einen heranrückt – die Antennen werden feiner. Ein absoluter Pluspunkt der Wechseljahre und etwas, das ich sehr begrüße: Sie bringen mich zu mir selbst, zu meinem inneren Kern. Nur ich – ohne Rolle für mein „allein-für-mich“-Wesen. Diese Essenz meiner selbst ist nun da und will gesehen und bedient werden. Gefühlt mache ich gerade eine Kehrtwende und stelle ganz viel in meinem Leben um. Ein großer Vorteil meiner frühen Wechseljahre ist definitiv die Tatsache, dass sie nicht mit der Pubertät meiner Tochter zusammengefallen sind. So konnte erst ich in Ruhe durch den Wechsel gehen und dann hoffentlich gefestigt meine Tochter auf ihrem Weg zur erwachsenen Frau begleiten.

Für mich sind die Wechseljahre vor allem über den Kopf und die innere Einstellung regelbar und ich kann anderen nur den Tipp geben: Freunde dich weiter oder wieder mit dir an. Du siehst anders aus und fühlst dich auch anders, aber das bist immer noch oder wieder du.

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