Wie die Wechseljahre in meinen Depressionen untergingen.

Name:
Andrea
Jahrgang:
Jahrgang 1966
Lebenssituation:
Mutter eines erwachsenen Sohnes

„Je länger die Abstände zwischen meinen Monatsblutungen wurden, desto mehr machte sich eine Art Verlustgefühl in mir breit.“

Vor ca. 10 Jahren, Mitte/Ende 40 bemerkte ich die ersten Anzeichen der Wechseljahre. Bis dahin hatte ich immer einen kurzen, aber sehr regelmäßigen 26-Tage-Zyklus, nach dem man die Uhr stellen konnte. Doch immer öfter blieb die Regel aus oder kam zu einem völlig unerwarteten Zeitpunkt. Je länger die Abstände wurden, desto mehr machte sich eine Art Verlustgefühl in mir breit. Klar, die Menstruation ist oft mit lästigen Unannehmlichkeiten verbunden, aber zum Glück hatte ich nur sehr selten Schmerzen und dass sie ausblieb, war wie das Fehlen eines typischen Merkmals von Weiblichkeit.

Auch bei dem Gedanken daran, dass es bald biologisch nicht mehr möglich sein wird, Kinder zu bekommen, wurde es mir etwas mulmig zumute. Obwohl ich in dem Alter gar keine Kinder mehr wollte, ich hatte einen längst erwachsenen Sohn und keinen festen Partner. Aber allein das Fehlen der Möglichkeit hatte etwas so Endgültiges. Nach kurzer Zeit kamen auch Hitzewallungen hinzu, aber weil sie so ein Klischee waren, habe ich sie mit Humor genommen. Zugegebenermaßen wusste ich manchmal gar nicht so genau, ob der Schweißausbruch dem heißen Sommer Andalusiens geschuldet war, oder tatsächlich ein Symptom der Wechseljahre. Die Hitzewallungen kamen eher sporadisch aller paar Tage mal eine, in der Hochphase auch mal zwei an einem Tag und verliefen in den typischen Wellenformen. Nach einer Weile wurden sie seltener, blieben eine Zeit lang komplett aus, um dann noch mal ein kurzes Intermezzo einzulegen.

Alles in allem litt ich kaum unter diesen Anzeichen und machte mir auch nicht viele Gedanken um die Wechseljahre. Sie standen nie im Fokus meiner Aufmerksamkeit, mein Alltag war auf anderen Ebenen extrem anstrengend – vor allem die schwierige Arbeit als Freiberuflerin machte mir viel mehr zu schaffen.

Mitten in den Wechseljahren, im Alter von 48 Jahren, bekam ich eine Depression.

Der Verlauf war typisch: Ich geriet in eine Spirale aus Überforderung, zu viel Arbeit, schlaflose Nächte mit zermürbenden Gedanken und eine zunehmende Handlungsunfähigkeit am Tag. Alles summierte sich und gipfelte darin, dass ich mich selbst in die Notaufnahme begeben habe und im Anschluss meine Depression medikamentös und therapeutisch behandelt wurde.

Über mehrere Monate war ich krankgeschrieben und habe mich nur langsam in einen geregelten Arbeitsablauf zurückgekämpft. Die Wechseljahre standen komplett im Schatten dieser Herausforderung und nur im Nachhinein betrachtet kann ich das eine oder andere damit in Verbindung bringen. Ich litt beispielsweise eine Weile unter Gelenkschmerzen im Ellenbogen, die durchaus ein Symptom der Wechseljahre sein können. Zusätzlich bekam ich immer weniger Lust auf Sex – sehr untypisch für mich, habe ich mich bis dahin gerne und regelmäßig den körperlichen Freuden hingegeben. Bis heute habe ich kaum Verlangen nach Sex, theoretisch finde ich das immer mal wieder schade, aber praktisch bereitet auch das keinen akuten Leidensdruck.

Aufgrund der wenigen Symptome und der akuten Depression, habe ich mich während der Wechseljahre nie bei einem Frauenarzt vorgestellt, allerdings wäre eine Hormontherapie für mich wahrscheinlich sowieso nicht in Frage gekommen. Prinzipiell habe ich ein eher skeptisches Verhältnis dazu, dem Körper hormonell etwas vorzuspielen. Als junges Mädchen habe ich ein halbes Jahr lang die Pille genommen, fand aber den Gedanken daran, eine Schwangerschaft mittels Hormonen zu simulieren als Verhütungsmethode so eklig, dass ich sie recht schnell wieder abgesetzt habe.

Seit etwa drei Jahren ist meine Periode komplett ausgeblieben und damit trat auch ein Gefühl der Erleichterung ein. Und trotz des Zurückgangs meiner Libido und dem Ausbleiben der Regel fühle ich mich heute nicht weniger Frau als jemals zuvor.

„Mir kam zugute, dass ich vor allem als Reaktion auf meine Depression meinen Lebenswandel komplett geändert habe.

Ich bin aufs Land gezogen, führe mit einer Freundin zusammen eine kleine Pferdepension und habe meine tägliche Büroarbeitszeit und den damit verbundenen Stress auf ein Minimum reduziert. Jetzt bin ich jeden Tag an der frischen Luft, leiste drei bis vier Stunden körperliche Arbeit im Stall und mit den Pferden – und merke, wie gut mir das tut.

Auch wenn bei mir die Wechseljahre ein bisschen in der Depression untergegangen sind und ich das eine nicht genau von dem anderen trennen kann, glaube ich eigentlich, dass alles verzahnt war. In beiden Fällen hilft es meiner Erfahrung nach, auf sich zu achten, sich viel an der frischen Luft körperlich zu betätigen und eine erfüllende, guttuende Aktivität für sich zu finden.

Die Wechseljahre habe ich überstanden und empfinde es als toll. Ich fühle mich nach wie vor als vollständige Frau. Trotz dem Rückgang meiner Libido habe ich immer noch Spaß am Flirten und keinerlei Gefühl von Attraktivitätsverlust. Ich bin angekommen in meinem neuen Leben.

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